Kinder beteiligen – von den Niederlanden lernen

Kann das was für Denzlingen sein? Kinderbürgermeister / Kinderbeirat oder Beteiligung von Kindern bei der Planung von Angeboten zum lebenslangen Lernen.

Ein wichtiger Aspekt lebenslanges Lernens ist Menschen zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu motivieren und zu unterstützen. Ebenso sollen diese auch Verantwortung für ihr lebenslanges Lernen übernehmen. Dies gilt auch für Kinder. Kinderbeteiligung finde ich ein spannendes Thema. In der Niederlande gibt es dazu schon erste Ansätze.

So setzt sich Missing Chapter für die Inklusion von Kindern ein. Weil Kinder ein Recht darauf haben und weil ihre kreative Intelligenz Entscheidungen besser macht. Missing Chapter setzt auf die Tagesordnung, hilft Entscheidungsträgern und erleichtert den gleichberechtigten Dialog zwischen den Generationen auf vielfältige Weise. So gibt es dort Kinderbürgermeister*innen / Kinderbeisitzer und Kinderräte.

Wäre das auch was für Denzlingen? Einen Jugendgemeinderat gibt es ja schon. Ist der nächste Schritt ein Kinderbeirat oder ein Kinderbürgermeister nach niederländischem Vorbild?

Und was würde das für das Lebenslange Lernen bedeuten?

  • Einbezug von Kindern beim Erstellen von Lernplänen / Lernräumen / Lernzeiten Mitgestaltung der Programme von Bildungsanbietern (u.a. Volkshochschule Nördlicher Breisgau) durch Kinder.
  • Kinder könnten vielleicht sagen, was – ihrer Meinung und Erfahrung nach – wichtige Inhalte für Erwachsene sind. Und was ihnen fehlt.

Hintergrund

Die gesamte Struktur der Kinderbeteiligung in den Niederlanden kann auf Prinzessin Laurentien van Oranje zurückgeführt werden. Sie gründete 2009 die „Missing Chapter Foundation“ weil sie davon überzeugt ist, dass Entscheidungen nur langfristig tragfähig sind, wenn ihnen ein ernsthafter Dialog mit den von den Entscheidungen Betroffenen, den Kindern, vorausgegangen ist. Zweck der Stiftung ist, Kinder und Entscheidungsträger zusammenzubringen, um gemeinsam Nachhaltigkeitsthemen zu diskutieren und Lösungen zu finden. Denn Entscheidungsprozesse profitieren von der besonderen Logik von Kindern, ihrer Art Fragen zu stellen und ihren innovativen Denkansätzen.

Raad van Kinderen – Kinderräte

Ein Instrument sind hierbei die Kinderräte, die Prinzessin Laurentien gemeinsam mit UNICEF entwickelt hat und mit denen heute über 80 Unternehmen, Schulen und andere Organisationen zusammenarbeiten. Durch die Mitarbeit in den Kinderräten bekommen Kinder die Möglichkeit, sich mit realen strategischen und sozialen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Die Entscheidungsträger in den Organisationen wiederum lernen durch den Austausch mit den Kindern, Themen aus neuen Blickwinkeln zu betrachten; Lehrer werden inspiriert von den kreativen Ideen ihrer Schüler*innen.

Im Durchschnitt sind es die 10jährigen Mädchen und Jungen, die dabei große Aufgaben übernehmen. Auf unser Schulsystem übertragen, beginnen die Vorarbeiten in der 3. Klasse der Grundschule. Gegen Ende des 3. Schuljahres beginnen im ganzen Land die Ausschreibungen für die politischen Ämter. Die meisten Grundschulen, zumindest in den etwa 100 Städten und Gemeinden mit Kinder-Amtsträger*innen, beteiligen sich.

Dieses Alter ist deswegen so wichtig, sagt Prinzessin Laurentien, weil ältere Kinder zunehmend in erwachsenen Denkweisen integriert sind und das WARUM-Fragen ablegen. Es seien aber gerade diese WARUM-Fragen, die Kinder, befähigten, die ein Korrektiv für die Erwachsenen zu sein. Das beweisen die eingebundenen Kinder in den Niederlanden täglich.

Es gibt den National Raad von Kinderen auf Landesebene und Kinderräte in vielen Regionen. 

Kinderburgermeester (Kinderbürgermeister*innen)

In etwa 100 Städten und Gemeinden übernehmen  Kinderbürgerrmeister*innen wichtige Aufgaben. Sie begleiten ihren Bürgermeister, beraten ihn, nehmen Fragen mit in ihre Klasse und nach Hause und beteiligen damit eine größere Umgebung. Die Besuche der Bürgermeister in der Klasse und zu Hause gehören mit zu den üblichen Abläufen.

Die Kinderbürgermeister*innen haben wie ihr erwachsenes Gegenüber die Plakette der Stadt umgehängen. Bei großen Anlässen übernehmen sie Teile des Protokolls. Wenn also der König die Stadt Gouda besucht, ist des die Kinderbürgermeisterin, die ihn gemeinsam mit dem Bürgermeister empfängt, wobei selbstverständlich ein ganz klein wenig die Nase vorn hat. Nach einem Jahr werden sie abgelöst von einem anderen Kind.

Kinderwethouder (Kinderbeisitzer)

Wethouder heißt Beisitzer und haben vergleichbare Funktionen wie bei uns in den Kommunen. (wet = Gesetz/Vorschrift) (houden = halten/führen). In der Regel hat eine Stadt 8 – 10 Wethouder (Verkehr, Gesundheit, Wirtschaft…).

Auch die Kinderwethouder werden nach unserem Bildungssystem im 3. Schuljahr gewählt und treten ihr Amt mit Beginn des 4. Schuljahres für ein Jahr an. Sie dürfen bei Sitzungen und anderen Gelegenheiten neben ihrem Beisitzer Platz nehmen. Sehr eingehend werden sie eingeführt in die Aufgaben und die aktuellen Fragen und Probleme. Und sie reden mit und steuern ihre Gedanken bei.

Kindercollege (Kindermagistrat)

Der Magistrat ist in Deutschland ein Kollegialorgan an der Spitze der Verwaltung einer Stadt und besteht aus Bürgermeister*in und  Beisitzer*innen. Das ist in den Niederlanden genauso. Also bilden die Kinderbürgermeister*innen und die Kinderbeisitzer*innen das Kindermagistrat.

Kleine Gemeinden wie Harderwijk haben ein Kindercollege, das aus einem Kinderbürgermeister und einem Kinderbeisitzer besteht. Kinder können sich mit Fragen oder Anregungen an die Gemeinde an das Kinderkolleg wenden.

In Deutschland wird die Idee der Kinderbeteiligung unter anderem von der Aktion Weißes Friedensband gefördert. Dort wurde auch ein passender Blog gestartet, der noch jung ist und in dem aktuelle Meldung unter “update” eingestellt wird und die Institutionen rund um die Kinderbeteiligung in den Niederlanden fortlaufend beschrieben werden:

Politik mit Kindern (politik-aktion.blogspot.com)

(Quelle:  Aktion Weißes Friedensband e.V., Himmelgeister Str. 107a, 40225 Düsseldorf
Zentrale Webseite: www.friedensband.de und eigene Recherchen / Bilder Pixabay).

Veröffentlicht in Knowledge Base und verschlagwortet mit , , , , , .

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert